"Dem Multiple gehört die Zukunft"
Der Verleger René Block

Die Edition Block wurde im Jahr 1966 gegründet und war in der Berliner Schaperstraße situiert, in direkter Nachbarschaft zur zwei Jahre zuvor gegründeten Galerie Block. Neben der Edition MAT, Multiples Inc. New York und der Mailänder Edition del Deposito gehört die Edition Block damit zu den ältesten Herausgebern von Auflagenobjekten und Druckgrafiken internationaler zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler. In einem Text aus dem Jahr 1972 schrieb René Block: "In den letzten Jahren hat die Produktion und der Vertrieb von Multiples und Grafiken eine nie erwartete Bedeutung innerhalb des Kunstgeschehens gewonnen. Durch die nahezu unbegrenzten Herstellungsmöglichkeiten, die die industrielle Entwicklung geschaffen hat, ist die Auseinandersetzung mit der industriellen Fertigung für viele Künstler ein wichtiger Bestandteil ihrer Produktion geworden. Überall haben die Kunsthändler dem Anspruch ihrer Künstler nach Demokratisierung und Sozialisierung des Kunstmarktes Rechnung getragen und durch die Einrichtung von Editionen unterstützt." Hier ist seine Intention zur Gründung einer Edition benannt, ging es doch darum an die durch Marcel Duchamp ausgelöste Diskussion um das Objekt anzuknüpfen, die in der Nachkriegszeit von Künstlern der Neo-Avantgarde und in ihrer Folge insbesondere von Piero Manzoni, den Pop-Künstlern und der Fluxus-Bewegung fortgeführt und erweitert wurde. Das Multiple bot nicht nur die Möglichkeit das Problem des "Originals", die gesellschaftliche Stellung künstlerischer Arbeit oder das Verhältnis von Kunst und Ware zu diskutieren; die Auflagenobjekte sicherten zugleich eine weite Verbreitung künstlerischer Aussagen, die den Stand der Kunst reflektierten und Schlüsselpositionen innerhalb des zeitgenössischen Denkens einnahmen. René Block, der in seiner Galerie Neodada, Decollage, und Kapitalistischen Realismus zeigte, nahm diese Diskussion mit dem ihm eigenen sicheren Gespür für wesentliche Entwicklungen des Kunstbegriffs auf und bot mit der Edition den Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform zur Umsetzung und Vermittlung ihrer Ideen.

Die Auflagen der Edition Block entstanden zunächst in Zusammenarbeit mit Künstlern der Galerie wie Wolf Vostell, Joseph Beuys, KP Brehmer, KH Hödicke, Sigmar Polke, Palermo oder Konrad Lueg und Künstlern der internationalen Fluxus-Bewegung wie Nam June Paik, Arthur Köpcke, Dieter Rot und Robert Filliou. Das Programm erfuhr in den folgenden Jahren eine stetige Erweiterung durch neue Künstler und neueste Kunstformen und war stets geprägt von René Blocks Fluxus-Prinzip der künstlerischen Vernetzung und seinem Interesse an der Peripherie und "künstlerischen Nebenströmen". Es entstanden multiplizierte Kunstwerke wie Grafiken, Objekte, Bücher, aber auch Ton- und Videoarbeiten. Die ersten beiden Arbeiten, die die Edition Block im Jahr 1966 herausgab, waren das "Klammerbuch" von Wolf Vostell, das die Texte zu zwei Berliner Happenings des Künstlers enthielt, sowie "... mit Braunkreuz" von Joseph Beuys, eine Leinenkassette mit einer Zeichnung, einem halbierten Filzkreuz und zwei Texten. Joseph Beuys war nach Aussagen von René Block zunächst an der Herstellung von Auflagenobjekten wenig interessiert. Dies änderte sich, als er die Möglichkeiten des Multiples hinsichtlich der Distribution und Vermittlung erkannte, stellten sie doch ein Mittel dar, die Beziehung zu den Besitzern zu intensivieren und die Rezeption zu lenken. Das erste multiplizierte Objekt überhaupt von Beuys ist "Evervess II 1", das er 1968 in einer Auflage von 40 Exemplaren mit der Edition Block produzierte und das sein Interesse an multiplizierter Kunst deutlich macht. In einer kleinen, in zwei Fächer unterteilten Holzkiste befinden sich zwei Sodawasserflaschen der Marke Evervess. Eine Flasche ist unbearbeitet, bei der anderen sind die Etiketten mit Filzstreifen überklebt. Auf dem Schiebedeckel der Kiste findet sich eine Handlungsanleitung für den Rezipienten: "Sender beginnt mit der Information, wenn >II< ausgetrunken und der Kronverschluß möglichst weit weggeworfen ist." Bis 1982 hat Joseph Beuys für die Edition Block weitere Multiples konzipiert, die entweder an Werke anschließen wie der "Schlitten" (1969), der "Filzanzug" (1970) und "Silberbesen und Besen ohne Haare" (1972) oder Neuschöpfungen sind wie "Das Schweigen" (1973) oder im Zusammenhang mit Aktionen entstanden wie "In Memoriam Georges Maciunas" (1978-82), eine Gemeinschaftsarbeit mit Nam June Paik. Mit Paik gab Block auch das erste Video-Multiple in der Geschichte des Auflagenobjekts überhaupt heraus, "Der Denker" (1976/78), das in seiner Konzeption an die erste TV-Buddha-Installation von Paik anknüpft. Diese Arbeit ist ein gutes Beispiel dafür wie intensiv und vielfältig die Edition Block nicht nur auf inhaltlicher Ebene arbeitete, sondern auch hinsichtlich der Nutzung technischer Produktionsmöglichkeiten vorging. Viele der von der Edition Block herausgegebenen Arbeiten sind inzwischen unverrückbar in den Kanon der Kunstgeschichte eingegangen. Man denke an "Deutsche Werte" (1967) von KP Brehmer, die "Deutsche Studententapete" (1967) von Wolf Vostell, die "Umwandlung" (1968) von Gerhard Richter und Sigmar Polke, das "Schokoladenplätzchenbild" (1969) von Dieter Rot, "The Critic Laughs" (1968-71) von Richard Hamilton oder "The Manuscript" (1974) von Marcel Broodthaers.

Das Interesse der Edition Block galt (und gilt) neben den Auflagenobjekten vor allem der Grafik und den verschiedenen grafischen Techniken. Neben der Herausgabe von Einzelblättern verschiedener Künstler wurden immer wieder Portfolios aufgelegt, wie etwa 1967 eine Leinenkassette mit dem Titel "Grafik des Kapitalistischen Realismus", die Siebdrucke von KP Brehmer, KH Hödicke, Konrad Lueg, Sigmar Polke, Gerhard Richter und Wolf Vostell enthielt. Ihr folgte 1971 das Buch "Grafik des Kapitalistischen Realismus" mit Werkverzeichnissen der gleichen Künstler von 1960-1971. Im gleichen Jahr erschien "Weekend", ein Koffer mit Klischeedrucken von KP Brehmer, Siebdrucken von KH Hödicke, Arthur Köpcke und Wolf Vostell, Offsetlithografien von Peter Hutchinson und Sigmar Polke sowie einem Objekt von Joseph Beuys. Und 1988 gab die Edition die Grafikmappe "Aus Australien" heraus, die vierzig Blätter von acht australischen Künstlern enthielt. Sie stellt nicht nur die bis dahin in Europa weitgehend unbekannte australische Kunstszene vor, sondern ist auch ein Beleg dafür, wie sich die Beziehungen zwischen Zentrum und Peripherie im kulturellen Kontext wechselseitig durchdringen – ein Thema, dass der Verleger (und spätere Kurator) René Block auch in den folgenden Jahren nachhaltig bearbeiten sollte. Das Prinzip, mehrere Künstler für eine gemeinsame Edition zu versammeln, das sich in den Grafikmappen andeutet, verfolgte Block auch bei anderen Gelegenheiten. "En Bloc" (1969-72) beispielsweise, ein Rollschrank aus Holz, beinhaltet in Schubladen Objekte von 19 namhaften deutschen Künstlern – inzwischen ein Museum en miniature.

Wie sehr ihm die multiplizierte Kunst am Herzen lag zeigen verschiedene Projekte, an denen Block außerhalb seiner Edition arbeitete. In seiner Funktion als Vorsitzender der Interessengemeinschaft Berliner Kunsthändler setzte er sich dafür ein, das Thema Multiple auch zum Thema einer Messe zu machen. Während die ersten drei Ausgaben der Internationalen Frühjahrsmesse Berlin, die die Interessengemeinschaft zwischen 1969 und 1971 organisierte, eher lokal orientiert waren, internationalisierte sie sich 1972 mit ihrer 4. Ausgabe und widmete sich mit dem Untertitel "Erste Fachmesse für Multiplizierte Kunst" ausschließlich der Auflagenkunst. Diese Entscheidung führte in der Presse zu einer heftigen Auseinandersetzung über die Notwendigkeit einer solchen Fachmesse, auf die René Block im Ausstellungskatalog mit einem vehementen Plädoyer für das Multiple antwortete. Er schrieb dort, dass die wichtigen Kunstentwicklungen der vergangenen 20 Jahre und die wesentlichen Ideen dieser Zeit vor allem auch in Form von Multiples verwirklicht worden seien und mahnte an, dass die Institutionen bis dato dieser Entwicklung nicht ausreichend Rechnung trügen: "Müßten nicht endlich die Museen – es ist bereits für vieles zu spät – (...) beginnen, systematisch und mit wissenschaftlicher Präzision die Entwicklung der `Modernen Kunst´ in Form von multiplen Originalen zu dokumentieren?" und schreibt weiter "... dass durch die Ignoranz der öffentlichen Sammlungen noch immer in Kleinstauflagen produziert werden muß. Folge: Die normale Öffentlichkeit kann es sich bis heute kaum leisten, ein Multiple zu kaufen. Das Experiment droht zu scheitern." Ganz im Sinne der Idee der Demokratisierung äußerte er im gleichen Text den Vorschlag der Einrichtung von Schulmuseen, in denen die Schüler anhand von Multiples mit der Entwicklung der modernen Kunst vertraut gemacht werden sollten. "Der Umgang mit Kunst wird zum Selbstverständnis."

1972 wurde der Galerist und Verleger René Block auch zu seinem ersten kuratorischen Projekt eingeladen: "Grafische Techniken", eine Ausstellung des Neuen Berliner Kunstvereins. Auf die Frage, nach der Intention dieses Projektes antwortete Block: "Es gab keine kunsthistorischen Beweggründe. Es war einfach interessant, in den 70er Jahren Künstler wie Hamilton, Brehmer, Rot oder Warhol, deren Werke in Siebdruck oder Offsetdrucktechnik ja nicht als `künstlerische Grafiken´ anerkannt wurden – bei der Besteuerung und beim Zoll gilt das übrigens noch heute – also gerade diese Werke neben die Klassiker Dürer, Rembrandt, Goya, Klinger oder Munch zu stellen. Es ging eher um den Anstoß zu einer Korrektur der Bewertung durch die Kunsthistoriker." Diesem Projekt folgte ein Jahr später am gleichen Ort die Ausstellung "Multiples. Ein Versuch, die Entwicklung des Auflagenobjektes darzustellen". Beide Ausstellungen waren hochaktuell und eröffneten einem breiten Publikum das lebendige Feld der multiplizierten Kunst.

 

 

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Zwischen 1974 und 1977 unterhielt René Block eine Dependance seiner Galerie in New York und schränkte seine Editions-Tätigkeit ein. Es erschienen in dieser Zeit lediglich drei Multiples: "A World of False Fingerprints" (1975) von Robert Filliou, "Sweet Wall/Testimonials" (1976) von Allan Kaprow und die LP "1965/1-8" von Roman Opalka. 1979 schloss René Block nach fünfzehn Jahren dann seine Berliner Galerie, seine Künstler hatten sich etabliert und machten ihren Weg nun ohne seine Hilfe. Die Arbeit der Edition Block allerdings wurde weitergeführt und konzentrierte ihren Arbeitsschwerpunkt in den nächsten Jahren auf das Verhältnis von bildender Kunst und Musik. Dies hatte auch mit den Projekten zu tun, denen sich Block nun in hauptberuflicher Tätigkeit, teils freiberuflich, aber überwiegend institutionell, widmen sollte. Zum Zeitpunkt der Schließung seiner Galerie war er bereits für die Berliner Akademie der Künste mit einem neuen großen Ausstellungsprojekt beschäftigt, das 1980 stattfand: "Für Augen und Ohren. Von der Spieluhr zum akustischen Environment", die weltweit erste umfassende Zusammenstellung der damals sich gerade entwickelnden Klangkunst. Auch in seiner Tätigkeit für den DAAD kam seine Leidenschaft für dieses besondere Feld der Kunst zum Tragen, denn hier betreute er neben bildenden Künstlern auch Komponisten, die sich als Stipendiaten in Berlin aufhielten und organisierte deren Ausstellungen und Konzerte. Zwischen 1981 und 1988 erschienen in der Edition Block vor allem Auflagen in Form von Langspielplatten mit Werken von Conrad Schnitzler, David Tudor, Ivan Wyschnegradsky, Claus Böhmler, Philip Corner, Henning Christiansen und Gerhard Rühm. Ein besonderes Multiple der Edition im musikalischen Bereich ist "Mozart Mix" (1991) von John Cage, eine Hommage des Künstlers an den Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart. Es handelt sich hierbei um das erste multiplizierte Klang-Environment, das in einer Auflage von 35 Exemplaren hergestellt wurde. In einer Holzbox befinden sich fünf Kassettenrekorder und 25 Endloskassetten unterschiedlicher Länge, die verschiedene Mozartmusiken enthalten. Fünf dieser Kassetten werden immer gleichzeitig abgespielt: die so entstehende Klangmixtur führt zu einem völlig neuen Hörerlebnis, für das John Cage die Autorenschaft übernimmt.

Von 1993 bis 1996 war René Block für das Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart tätig und übernahm von 1997 bis 2006 das Amt des Direktors der Kunsthalle Fridericianum in Kassel. Sein beruflicher Werdegang durch verschiedene Arbeitsbereiche im Umgang mit Künstlern und ihren Werken, den man als schrittweise Bewegung von der Künstlerbetreuung zur Kunsthalle beschreiben könnte, war aber noch gewissermaßen hinterlegt durch Tätigkeiten für internationale Ausstellungen, vor allem Biennalen in verschiedenen Teilen der Welt. In dieser Zeit "ruhte" die Edition, aber nicht die Arbeit des Verlegers Block, der sich nun wieder verstärkt der Grafik zuwandte. So hat in der Kasseler Zeit die Kunsthalle Fridericianum unter seiner Leitung im Zusammenhang mit dortigen Ausstellungsprojekten mehrere Grafikeditionen herausgegeben. Dazu gehörten beispielsweise eine Folge von fünf frühen Klischee-Tondrucken von KP Brehmer aus den 1960er Jahren (die als Sonderedition neu aufgelegt wurden), neue Offsetlithografien von Richard Hamilton und Claus Böhmler oder eine Serie von Ilya Kabakov, Olaf Metzel und Lawrence Weiner, die in Form von Einzelblättern zur Ausstellung "Chronos & Kairos" 1999 erschien. Auch im Zusammenhang mit einigen Biennale-Ausstellungen, die Block kuratierte, konnte er die veranstaltenden Institutionen dazu veranlassen, das Wagnis der Herstellung einer Grafikmappe einzugehen. 1985 erschien "Dem Frieden eine Form geben" anlässlich der Biennale des Friedens in Hamburg, eine Leinenkassette mit sieben Blättern und einem Objekt. Robert Filliou, der Initiator der Biennale, plante diese mit dem Ziel "Kunst, Wissenschaft und Weisheit" wieder zusammen zu führen, um zu "neuer Authentizität" zu gelangen und damit einen Beitrag zum Erreichen des Friedens zu leisten. Die Mappe war demnach ein folgerichtiger Schritt, um die lokale Plattform in Hamburg zu verlassen und die künstlerischen Vorschläge überregional publik zu machen. 1990 folgte das Portfolio "The Readymade Boomerang" zur Sydney Biennale, die die Geschichte des Readymades und die Entwicklung des Objekts seit Marcel Duchamp, Man Ray und Francis Picabia nachzeichnete und Arbeiten von Gegenwartskünstler gegenüberstellte. Die Mappe enthält 22 Blätter, die das Thema der Ausstellung sowohl auf einer inhaltlich-historischen als auch auf der praktischen Ebene reflektieren. Entsprechend vielseitig ist das Ergebnis, denn durch das Experimentieren mit den unterschiedlichsten Druckverfahren entstand eine Grafikmappe, die die druckgrafische Entwicklung einer ganzen Epoche reflektiert. Weitere fünf Jahre später wurde die Mappe "Orient/ation" zur Istanbul Biennale 1995 aufgelegt, die 17 Blätter und ein Objekt beinhaltet. Die Biennale befasste sich mit der kulturpolitischen und ästhetischen Neu-Orientierung und thematisierte das Verhältnis von Zentrum und Peripherie anhand des Ortes Istanbul und der im Aufbruch befindlichen zeitgenössischen Kunst der Türkei. Ein Perspektivwechsel der besonderer Art, der sich auch in den Arbeiten der Mappe spiegelt, in denen sich die Künstler auf unterschiedlichste Weise mit dem Thema Orientierung auseinandersetzten. All diese Mappen multiplizieren die Idee der jeweiligen Ausstellungen und tragen sie weiter. Der künstlerische Anspruch der Ausstellung wird noch einmal auf einer anderen Ebene verdeutlicht als in der Ausstellung selbst oder im Katalog. Eine einzigartige Konstellation, denn sie bringen nicht nur verschiedene Künstlergenerationen zusammen, sondern setzen sich auch über geographische Grenzen hinweg und eröffnen damit einen weitergehenden Dialog und neue Möglichkeiten. Dies genau spiegelt Blocks Vorstellung von den Möglichkeiten multiplizierter Kunst.

Das Thema der Neuorientierung setzte sich in der weiteren Arbeit des Kurators René Block dann vor allem mit dem ambitionierten Ausstellungsprojekt "Die Balkan-Trilogie" fort, das er 2003 für die Kasseler Kunsthalle konzipierte und das 2004 zur von ihm kuratierten Cetinje-Biennale führte. Im Zusammenhang mit dieser Biennale nahm auch die Edition Block ihre Arbeit wieder auf und gab im Jahr 2005 die Grafikmappe "Love It or Leave It" heraus. Dem Thema der Biennale folgend befassen sich die Arbeiten der Mappe vor allem mit den Implikationen und Möglichkeiten künstlerischer Arbeit in von Instabilität und Konflikten geprägten Ländern, sowie der Notwendigkeit und der Chance von Veränderung und neuer Identitätsbildung. 30 Künstlerinnen und Künstler aus zwölf süd-osteuropäischen Ländern sind an dieser Mappe beteiligt, die bisher umfangreichste der Edition Block. Sie versammelt bis dato im Westen relativ unbekannte Künstlerinnen und Künstler der frühen Generation (Sanja Ivekovic oder Mladen Stilinovic) neben international bereits etablierten (Marina Abramovic) und jungen zeitgenössischen Positionen aus der Balkanregion.

Im März 2008 kehrte René Block, und mit ihm die Edition Block, nach Berlin zurück und setzt die Arbeit nun in einem neuen Ausstellungsraum fort. Neben Neuproduktionen junger Künstlerinnen und Künstler aus dem südosteuropäischen Raum, wie beispielsweise von Bülent Sangar oder Sejla Kameric, trifft man hier auch auf alte Bekannte. So ist etwa der dänische Fluxuskünstler und Komponist Henning Christiansen mit "Die Freiheit ist um die Ecke" zu sehen, einem in diesem Jahr produzierten Neonobjekt. Und der musikalische Grenzgänger Carles Santos spielte zur Eröffnung das neueste Multiple der Edition Block: "Das wohlpräparierte Klavier".

In ihrer inzwischen über vierzigjährigen Geschichte hat die Edition Block stets neue Wege auf dem Feld der multiplizierten Kunst beschritten und dabei auch ein Stück Kunstgeschichte geschrieben. Bisher wurden 72 Arbeiten in Zusammenarbeit mit mehr als 80 Künstlerinnen und Künstlern herausgegeben (drei weitere Multiples sind derzeit in Planung) – insgesamt ein weit gespanntes Netzwerk, das sich mit allen Erfahrungen aus den sechziger, siebziger, achtziger und neunziger Jahren nun den künstlerischen Entwicklungen des 21. Jahrhundert widmet. Joseph Beuys hat einmal gesagt: "Ich bin interessiert an der Verbreitung von physikalischen Vehikeln in Form von Editionen, weil ich an der Verbreitung von Ideen interessiert bin... Wenn ihr alle meine Multiples habt, dann habt ihr mich ganz." Vielleicht trifft das ja auch auf den Verleger René Block zu.

Barbara Heinrich

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